Franz Lehár (1870–1948)
Operette in 3 Akten
Libretto von Victor Léon und Leo Stein
Aktualisierte Dialoge von Paul Suter
Theater Seefeld, Seefeldstrasse 91, 8008 Zürich
Möchten Sie in der Pause einen VIP Apéro mit Snacks im Separée geniessen? Ab 10 Personen, 25.– pro Person, Anfrage via E-Mail: vip-apero@lustige-witwe.ch
Die Kombitickets Sazio und Tüfenegg beinhalten ein Abendessen, ein Ticket der Kategorie I sowie pro Person ein gratis Pausengetränk.
Weitere Infos zum Restaurant Sazio: sazio.ch
Weitere Infos zum Restaurant Tüfenegg: restaurant-tuefenegg.ch
In der diplomatischen Vertretung des kleinen Balkanstaates herrscht grosse Aufregung. Man feiert nicht nur den 70. Geburtstag des Staatsoberhauptes, sondern vor allem auch die 175. Wiederkehr der Staatsgründung Pontevedros. Man erwartet wichtige Gäste, neben diplomatischen Vertretern befreundeter Staaten auch die Witwe eines kürzlich verstorbenen Bankiers: Die betörend schöne und – durch das Ableben ihres wesentlich älteren Gatten – unermesslich reich gewordene Hanna Glawari. In der Pariser Gesellschaft ist sie heiss begehrt. Die Männer sind entzückt, buhlen um sie. Von der Damenwelt wird sie mit Missgunst und Eifersucht beobachtet. Aber bei der grossen Einladung, zu welcher Hanna Glawari für den Nachmittag bittet, will keine fehlen. Trotz des feierlichen Anlasses befindet sich Botschafter Zeta nicht in Feststimmung. Pontevedro schrammt am Staatsbankrott vorbei. Zeta hat den Auftrag erhalten, das riesige Erbe der Witwe für das Vaterland zu retten. Aber wie? Die Witwe erhält pausenlos Heiratsanträge, wird derart umworben, dass der Botschafter befürchten muss, sie könnte einen Franzosen heiraten. Grässliche Vorstellung. Also muss ein Heiratskandidat aus Pontevedro her. Aber wer? Da kommt nur einer in Frage: Der ziemlich attraktive, jedoch haltlose, undisziplinierte Vizekonsul Danilowitsch. Der Kerl ist ein Hallodri, selten nüchtern, verfügt aber über jenen Charme, der bei Damen verfängt! Nun erhält er den Befehl, sich um die Rettung der Glawari-Millionen zu kümmern. Das passt ihm nicht, denn er kennt Hanna von früher, was seinen Auftrag erschwert, denn zwischen den beiden hatte mal eine leidenschaftliche Beziehung bestanden, welche an Standesdünkeln von Danilowitschs Vater gescheitert war. Als man jedoch zur «Damenwahl» bittet, und sich alle Männer vordrängen, um von Hanna zum Tanz gebeten zu werden, wird sich Danilowitsch seiner Verantwortung bewusst und verscheucht die männliche Konkurrenz durch einen schlauen Trick.
Zahlreiche Gäste sind der Einladung Hanna Glawaris gefolgt. Der Nationalfeiertag wird mit Gesang und Tanz begangen und vor allem freuen sich die Geladenen auf das reichhaltige Buffet. Die lockere Atmosphäre begünstigt das Aufflackern erotischer Wallungen, welche bereits seit einiger Zeit unter der Decke des grauen Botschaftsalltags gemottet haben. So hatten sich die Pariser Lebemänner Cascada und Saint Brioche an die Gattinnen der Herren Bogdanowitsch und Kromov herangepirscht, scheuen sich aber nicht, im selben Atemzug heftigst um Hanna Glawaris Gunst zu werben.
Die Herren sind unterdessen auf ein uraltes Thema zu sprechen gekommen: Nicht zuletzt durch regen Genuss alkoholischer Getränke kreisen ihre Gedanken andauernd um das «Studium der Weiber». Tja!! Das «Weib» – ein ewiges Rätsel! Eine gültige Antwort finden die Herren nicht.
Im Verlauf des Nachmittags ist auch die alte Leidenschaft zwischen Hanna und Danilo wieder mit aller Macht ausgebrochen. Die zwei machen sich Vorwürfe, können aber doch nicht voneinander lassen. Von all dem hat Botschafter Zeta nichts wahrgenommen. Auch nicht, dass seine Gattin Valencienne bereits seit einiger Zeit ein Verhältnis mit dem jungen Rosillon pflegt. Seine einzige Sorge ist, dem Auftrag des Aussenministers nicht wie befohlen nachkommen zu können, die Millionen der Glawari zu retten. Gegen Abend wird ein Fächer gefunden, auf welchem das Bekenntnis «Ich liebe Dich» steht. Drunter ist der Zusatz «Ich bin eine anständige Frau» zu lesen, in Valenciennes Handschrift. Der Fächer gehört tatsächlich Valencienne. Das gibt zu reden.
Die Glawari kennt das Faible der Herren für den Nachtklub «Maxim» und hat ein ähnliches Ambiente herrichten lassen. Zum grossen Entzücken der Gäste tritt eine Tanzgruppe auf, welche die Anwesenden in jeder Hinsicht elektrisiert. Inzwischen erhöht sich der Druck des Ministeriums auf Zeta. Andrerseits droht die fatale Klärung der Fächer-Geschichte zu einem Skandal anzuwachsen – und ganz allgemein schlagen die Gefühle der Geladenen in jede Richtung aus. Es kommt zu Tobsuchtsgeschrei, Ohnmachtsanfällen und endlich auch zu einer für alle Beteiligten mehr oder weniger annehmbaren Lösung der Verstrickungen.
Als Sohn eines Militärkapellmeisters wurde er 1870 in Komorn geboren. Damals noch der österreichisch-ungarischen Monarchie zugehörig, liegt sein Geburtsort heute in der Slowakei. Seine musikalische Ausbildung erhielt er grösstenteils am Konservatorium in Prag. Antonín Dvořák und Johannes Brahms bestärkten ihn darin, die Komponistenlaufbahn einzuschlagen. Zuerst wirkte Lehár für kurze Zeit in Deutschland als Orchestermusiker (Violine). Bald danach trat er in die Fussstapfen seines Vaters und wurde ebenfalls Militärkapellmeister. Nach verschiedenen Garnisonsstädten wurde er schliesslich nach Wien versetzt. Hier konnte er sich in zunehmendem Masse der Komposition von Operetten widmen und errang bald derart grosse Erfolge, dass er davon seinen Lebensunterhalt zu bestreiten vermochte. Mit der «Lustigen Witwe» (1905) errang er einen Welterfolg.
Es folgten «Der Graf von Luxemburg» (1909), «Zigeunerliebe» (1910), «Wo die Lerche singt» (1918), «Die blaue Mazur» (1920), «Frasquita» (1922), «Paganini» (1925), «Der Zarewitsch» (1927), «Friederike» (1928), «Das Land des Lächelns» (1929) und «Giuditta» (1934) – um nur die bekanntesten zu nennen.
Eine enge Freundschaft und Zusammenarbeit verband ihn mit dem grossen Tenor Richard Tauber, für den er mehrere seiner späteren Werke schuf. Im Frühsommer 1946 trafen sie sich zum letzten Mal in Zürich zu einem gemeinsamen Konzert mit dem Radio Orchester Beromünster, später als «Abschiedskonzert» bekannt geworden.
Lehár komponierte auch diverse Instrumentalwerke, darunter den berühmten Walzer «Gold und Silber» (1902). Er war am Stadttheater Zürich mehrfach als Dirigent eigener Werke in Erscheinung getreten und wurde hin und wieder in der Direktionsloge auch als Besucher anderer Werke gesehen, wobei ihm das Publikum jeweils herzliche Ovationen darbrachte. Nach dem Krieg wurde sein Verhalten im Dritten Reich stark kritisiert, da er sich den Machthabern gegenüber als unterwürfiger Anpasser verhalten hatte und offenbar auch vor Denunziationen nicht zurückgeschreckt war. Andererseits hatte er sich nachweislich für seine jüdischen Librettisten eingesetzt und konnte bei einigen eine schlimme Wendung verhindern. Der Tod seiner jüdischen Gattin Sophie im September 1947 in Zürich brach ihm das Herz. Er kehrte nach Bad Ischl zurück und starb dort in seiner Villa im Oktober 1948. Als weiterführende Literatur sei die folgende Publikation empfohlen: Stefan Frey, Franz Lehár – Der letzte Operettenkönig, Wien: Böhlau Verlag, 2020.
Diese Aufführung wurde ermöglicht durch die grosszügige Unterstützung zahlreicher treuer Altherren der Zürcher Singstudenten.
Wir danken auch dem finanziellen Support von: